Preisträger und Nominierte 2011

ZIG LEIBER/OI DIVISION

Die Inszenierung

Radikal rabiat. Die Company BODYTALK okkupiert die Bühne und macht sie zum Schlachtfeld. Körpersprache als konsequenter Körperkrieg. Den Rhythmus dazu liefern die Songs der JOY DIVISION.

In der Jurybegründung zu „Zig Leiber/Oi Division“ heißt es:

„Das selbstkritische, mithin selbstironische Potential, das Torpedieren, oder im wahrsten Sinne, das mit der Baseballkeule zerkloppen inhaltlich-ästhetischer Zeitgeist-Theater- Phrasen, ist eine der reizvollen Konstanten dieser Inszenierung. Die fünf Tänzer und die Choreografin von Bodytalk verknüpfen das, was sie zu sagen haben mit ihrem unmittelbaren Auftrittsort, nichts ist entrückt. Yoshiko Waki löst Genregrenzen mühelos auf. […] Den Soundtrack zu Zig Leiber/Oi Division liefern Stücke der Joy Division. Die zeigen sich als perfekt geeignet, um die Gewalt unterm Firniss gesellschaftlichen Miteinanders, die Melange aus unterdrückten Aggressionen, Ressentiments und schlichter Geilheit, ungemein dynamisch explodieren zu lassen. Exzess im minimalistischen Rhythmus-Korsett. Phantastisch. Da wird alles Gewalt und jeder gewalttätig. […] Die große Stärke von Zig Leiber/Oi Division liegt nicht zuletzt darin, sich dieser, auch sexuell aufgeladenen, Aggressionslust anzunehmen. Ihr eine Form zu geben und sie zuende zu denken und auszuspielen. Weniger als Zusammenstoß von Tanz und Realität, sondern vielmehr als ein mitunter irrwitziges Verkeilen dieser beiden Komponenten ineinander. Was daraus entsteht, ist eine ungeheure dynamische Inszenierung, die knurrig, grantig, absurd, radikal-konsequent und ohne moralisierenden Gestus das Schwein im Menschen zeigt. Und dabei auch immer mal die Sau raus lässt.“

Die Preisträgerin

Yoshiko Waki, BODYTALK

 

Weitere Nominierte für den Leipziger Bewegungskunstpreis 2011

REIGEN
von Christian Hanisch
Das ÜZ/De lekkere Compagnie

Es geht um Sex. Und um Lebendigkeit. Valerie Habicht-Geels und Alexander Fabisch spielen sich die Seele aus dem Leib und den Leib von der Seele. Spielfreude und Verwandlungslust auf engstem Raum.


BEI EINBRUCH DER NACHT

von Stefan Ebeling und Ulrike Schauer
TheaterschaffT

Eine Holzhütte wird abgebaut, die Wände zum Grab aufgetürmt. Doch vor dem Abschied gibt es noch so viel zu erinnern. Regisseur Stefan Ebeling und Choreografin Ulrike Schauer schaffen durch sensible Figurenzeichnung und klare erzählerische Konzeption einen melancholischen Theaterabend, dessen nachhaltiger Wirkung sich niemand entziehen kann.


((42))
von Billa Christe und Michael Wolf
TheaterTurbine

Boulevard mit Mut zum Einfachen, das so schwer zu machen ist. Heraus kommt nicht Klamauk um des Klamauks willen, sondern hoher Wiedererkennungswert durch kluge Sozialstudien. Theater-Handwerk und Unterhaltung im besten Sinne des Wortes von der Theaterturbine.


Coppe Lia

von Gesa Volland
Die VILLA

Menschen mit divergierenden Bewegungsfreiheiten führen eindrucksvoll vor Augen, wie eng die als normal geltenden Vorstellungen vom Tanzen und vom guten Leben eigentlich sind. Im ganz freien Spiel nach E.T.A. Hoffmanns Erzählung „Der Sandmann“ und der „Coppélia“-Oper Léo Delibes‘ stellen sie begehrlich-bewegt die ideale Schönheit höchst ansehnlich in Frage.