TURANDOT

 


Eine Koproduktion der Compania Sincara mit der Schaubühne Lindenfels.

Turandot? Ach ja. Hat man schon gehört… Oper! Puccini. Auch Brecht! Und das Märchen für Theater von Gozzi? Hat immerhin Schiller bearbeitet. Ist das nicht diese männermordende Prinzessin? Es geht jedenfalls um eine Kaisertochter, die einem Kandidaten nach dem andern, weil sie ihre Rätsel nicht erraten, den Kopf abschlagen lässt. Also allen, die Kaiser von China werden wollen. Für die abgeschlagenen Köpfe ist bald kein Platz mehr auf der Stadtmauer. Und andauernd ist Krieg. Kopfabschlagen und Krieg. Da gibt’s nichts zu lachen. Oder?

Bei Compania Sincara treten der Kaiser von China und seine Tochter als ›kleine Leute‹ auf. Dafür kommen fünf seltsame Vögel ganz groß raus. Einmal hatten diese dummen Hänse Posten am Hof von Zhōngguó, dem Reich der Mitte. Chef der Eunuchen der eine, des Dienstpersonals der andre. Drei saßen auf Ministerposten: für Finanzen, Justiz und Verteidigung. Nun sind sie wie die Zugvögel nach dem Winter zurück und zwitschern uns was von der Sache mit dem Quiz und dem Kopfabschlagen. Aber auch von andren Dingen, denn so wie in der Fremde studieren sie bald dort, bald hier immer mal wieder die Menschen. Kommt und seht, was sie herausgefunden haben!

Jurybegründung: Truffaldino, Chef der Eunuchen, setzt sich aus Versehen auf seine »liebe kleine Prinzessin Turandot« und zerquetscht gleich am Anfang die Hauptperson. Was nun? Trotzdem muss die Geschichte erzählt werden. Aber begeistert sind die von Gozzi bekannten Masken alias kaiserlichen Hofbeamten scheinbar nicht sofort. Teils zu viele Leichen im Keller (irgendjemand muss sich schließlich um die geköpften Heirats- und Thronbewerber kümmern), teils ist die Eunuchen-Rolle wortwörtlich zu »schwer«, teils gibt es Streit, ob »authentisch« oder »künstlich« zu spielen ist. Diese und andere erstaunliche Erfindungen präsentiert die Compania Sincara in ihrem neuesten Stück und »blamiert« sich dabei, wie Truffaldino befürchtet, ganz und gar nicht: Groß- und wichtigtuerisch, tänzerisch, mit Richtbeil und Mantel, bezauberndem Häubchen und einem Faible für guten Applaus ziehen die Masken mit einer ganz eigenen Märchenversion das Publikum auf ihre Seite. Wie im Programmheft zu TURANDOT nachzulesen ist: »Compania Sincara macht tolles Theater!« Da kann man nur zustimmen und hoffen, dass diese Hänse und Spottvögel uns Menschen in Leipzig und anderswo bald wieder beehren.

Compania Sincara unter der Leitung von Rico Dietzmeyer | Masken- & Figurenbau: Franziska E. Schubert | Es spielen: Rico Dietzmeyer, Felicitas Erben, Gwen Kyrg, Eric Schellenberger und Marie Wolff | Bühnen- und Objektbau: Lisa-Maria Totzke | Produktionsleitung und Licht: Christoph Püngel | Musik: Laurenz Welten | Assistenz: Julie Bader & Alejandro Vallejo Barguil.

Das Scenario wurde gemeinsam unter künstlerisch-schöpferischer Beteiligung aller Mitglieder der Compania erarbeitet.

Compania Sincara ist ein 2016 gegründetes Theaterkollektiv mit Basis in Leipzig. Der Name Sincara (von spanisch sin cara, »ohne Gesicht«) spielt auf die besondere Theaterarbeit mit Masken und Figuren an, durch die sich die Compagnie auszeichnet. In ihrem spielerischen Umgang mit neuen und historischen Spiel- und Erzählweisen schafft sie Theatererlebnisse voller Spielfreude und Poesie. Tourneen und Gastspiele führten sie bereits durch mehrere europäische Länder.

Eine Koproduktion der Compania Sincara mit der Schaubühne Lindenfels.

Foto: Ruslan-Hrushchak