WONDERWOMEN von Melanie Lane
Die Tanzperformance der Choreographin Melanie Lane stellt die Begegnung der weiblichen Bodybuilderinnen Rosie Harte und Nathalie Schmidt dar. Zwei Frauen werfen einen Blick auf ihre höchst anspruchsvolle Sportart, welche Körper sowohl verstärkt als auch transformiert. Im Streben nach einer ultimativen physischen Form, bringen die Frauen ihre gut ausgebildeten Körper und ihr Potenzial in eine neue Bewegungssprache. Als Dialog zwischen Stärke und Zerbrechlichkeit, Repräsentation und Transformation ist Wonderwomen der Versuch, den weiblichen Körper neu zu entdecken, zu erfinden und zu behaupten.
Melanie Lane, 1978 in Sydney (Australien) geboren, ist Choreografin und Tänzerin. Seit 2004 lebt und arbeitet sie in Berlin. Nach ihrem Studium an der Western Australian Academy of Performing Arts arbeitete sie in verschiedenen Ländern Europas, unter anderem mit den Choreografen Club Guy and Roni (Holland), Tino Seghal (Berlin), Jan Pusch (Hamburg) und Arco Renz | Kobalt Works (Belgien). Ihre choreografischen Arbeiten wurden bislang in Deutschland, Frankreich, der Schweiz, Portugal und Australien gezeigt.
Konzept und Choreographie Melanie Lane Performance Rosie Harte and Nathalie Schmidt Lichtdesign Fabian Blesich Sounddesign Clark Bühnenbild Robert Bartholot Dramaturgie Frances d’Ath Choreographische Assistenz Florian Bücking Produktionsleitung: M.i.C.A. Produziert von Melanie Lane in Koproduktion mit dem LOFFT – DAS THEATER und HAU – Hebbel am Ufer Förderer Kulturamt Leipzig NATIONALES PERFORMANCE NETZ (NPN | Koproduktionsförderung Tanz aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages).
Preisverleihung
Den Preis nahmen bei der Bewegungskunst-Gala und Preisverleihung am 3. Februar 2018 in der Schaubühne Lindenfels Nathalie Schmidt und Florian Bücking (Choreographische Assistenz) stellvertretend entgegen.
Foto (c) Thilo Neubacher, v.l.n.r.: Gotta Depri und Hauke Heumann (Gintersdorfer/Klaßen), Florian Bücking (Wonderwomen, Choreographische Assistenz), Renate Geschick, Miss-Geschick von Leipzig (Stefan Ebeling, Moderation), Dr. Skadi Jennicke (Kulturbürgermeisterin der Stadt Leipzig), Nathalie Schmidt (Wonderwomen, Performance), Thomas Jochemko (Geschäftsführer Leipziger Anzeigenblatt Verlag) und Ronald Schubert (Vorsitzender Bewegungskunstpreis und Festival).
Die Jury über den Preisträger des Leipziger Bewegungskunstpreises 2017
Seien wir ehrlich: für die etwas älteren unter uns ist Bodybuilding ein Kind der Achtziger, das nie erwachsen geworden ist. Unser Bild davon ist geprägt, von sich in skulpturale Posen werfenden, kraftstrotzenden, eingeölten Männerkörpern. Die Jüngeren beschäftigt inzwischen wohl eher die schmerzfreie Entfernung der ersten und zweiten Generation Tattoos, als der eigene Bizepsumfang. Keine Frage, Körperoptimierung und –zurichtung ist heute eine immer noch virulente Frage, aber wir sind da doch etwas filigraner und vielschichtiger geworden!
Mit diesen und ähnlichen Vorurteilen im Hinterkopf sitzen wohl die meisten Zuschauerinnen und Zuschauer in der Choreografie „Wonderwomen“ von Melanie Lane, die zwei erfolgreiche und international bekannte Bodybuilderinnen auf die Bühne stellt.
Die erste und nicht unerhebliche Leistung von „Wonderwomen“ ist es, mit Nonchalance und Leichtigkeit das Thema Bodybuilding und die damit assoziierten Klischees zu zitieren und zugleich deutlich werden zu lassen, dass es hier um etwas ganz anderes geht. In keiner Weise macht sich die Inszenierung die Faszination oder die Abscheu zu nutze, die mit diesem Sport verbunden sein mag. Nie werden die Körper von Rosie Harte und Nathalie Schmidt zum Objekt bloßer Ausstellung und Fetischisierung. Schon im ersten Bild der Inszenierung wird das Konzept, das solche eindimensionalen Zuschreibungen verhindert, klar: ein langsames und doch stetiges Changieren zwischen verschiedensten Bedeutungsebenen. Die in einen riesigen, ölig glitzernden Stoff gehüllte Spielerin Rosie Harte bewegt sich durch verschiedene, teils skulpturale Körperhaltungen. Diese lassen in dem dezent eingerichteten Licht verschiedene Assoziationsräume aufscheinen. So erinnert der Faltenwurf des Stoffes in einem Moment an ein voluminöses Abend- oder gar Hochzeitskleid, einen Augenblick später betont er die wuchtige Statur, bevor die Bewegungen unter dem Tuch einen mechanischen Charakter bekommen – Abläufe einer gut geölten Maschine. Dann steigt die zu Beginn reglos am Boden liegende Nathalie Schmidt in die Bewegung mit ein und es entspinnt sich ein langsamer und doch wunderbar leichter Tanz knapp über dem Bühnenboden. Gleichsam ein Kommsentar auf den klassischen Tanz, der Leichtigkeit und Unbeschwertheit meist in möglichst akrobatischen Sprüngen sucht.
Spätestens an diesem Punkt wird klar, dass Melanie Lane eine ganz eigene Welt für ihre Spielerinnen gefunden hat. Genau hier, knapp über oder auf dem Boden, findet die Inszenierung eine ungewöhnliche Grazilität und Eleganz. Sie speisen sich aus der hoch trainierten Muskulatur der Körper, die es ihnen ermöglicht, sich in langsam ineinander übergehenden Haltefiguren scheinbar mühe- und schwerelos über den Boden zu bewegen. Fast ironisch erscheinen die angedeuteten Liegestütze und das hin und wieder heftige und gepresste Atmen, die auf die mühselige Arbeit des Trainings verweisen. Doch dieser Gedanke kann die dargebotene Konzentration und Intensität der Bewegungen kaum stören. Vielmehr entwickelt sich eine Selbstgewissheit und -genügsamkeit der Körper, die einen zunehmend geschlossenen Bühnenkosmos erschafft. In ihm entwickelt sich eine eigentümliche Intimität, die sich dem Zuschauer nicht exponiert, sondern ihn eher zurückweist. Der trainierte Körper heischt nicht nach dem bewundernden Blick, sondern bescheidet sich auf die stetige Bewegung im Spannungsfeld zwischen eigener Kraft und Schwerkraft.
Körperbilder sind Bestandteil unseres sozialen, gesellschaftlichen Gefüges. Die Entscheidung, dem eigenen Körper ein muskulöses Aussehen zu geben, ist eine klare Botschaft der Stärke, Kontrolle und Unabhängigkeit, eine Entscheidung gegen gängige Körperbilder und Zuschreibungen von Weiblichkeit. Denn natürlich geht es in „Wonderwomen“ auch dezidiert um Frauenbilder. Um deren Wahrnehmungen, um gesellschaftliche Zuschreibungen. Wer und was definiert, was „weiblich“, was „weibliche Schönheit“ ist? Und was schwingt mit, wenn man diese Definitionen konterkariert, die Wahrnehmung hinterfragt, die Zuschreibungen umpolt? In Bildfindungen, die die Posen einschlägiger Bodybuilding-Wettkämpfe aufgreifen, um sie in ein szenisches Gefilde zu transformieren, eröffnen sich dann auch zunehmend ganz andere Assoziationsperspektiven.
Etwa, wenn sich aus dem Bewegungsfluss der wechselnden Posen heraus Harte und Schmidt zu einem vierarmigen Wesen fügen, das an Kali, die Hindu-Göttin des Todes, der Zerstörung und der Wiedergeburt erinnert. In dem sie die geöffneten Haare über die Schulter und neben den Haarschopf der jeweils anderen legen, bilden sie – die eine schwarzhaarig, die andere blond – ein gegensätzliches Zwillingspaar. Gleichsam – und wie bewusst oder bloß intuitiv auch immer von der Choreografie forciert – sprengt sich da ein Referenzrahmen. Aufgetaucht für Momente aus der Unterströmung der Inszenierung an deren Oberfläche, um bald wieder hinter dieser zu verschwinden
Indem Melanie Lanes Spielerinnen einfach die kompletten Register von zart bis hart besetzen, führen sie die noch allzu landläufige Denkstruktur, die in der Dichotomie der Geschlechterbilder verharrt, ad absurdum. Wie weit kommt man mit der Frage nach weiblich und männlich bzw. bestimmten Rollenbildern? Eine wunderbar heitere, unheimliche und unentschiedene Antwort liefert Hartes verbale Einlage, die sie, in einen schwarzen, transparenten Umhang gehüllt, in Richtung Hinterbühne gibt. Alle Facetten ihrer Stimmbänder ausnutzend ist sie in rasendem Wechsel alles zugleich: flehendes Mädchen, keifende Hexe, brüllende Kriegerin.
In der Verwandlung und der Ambivalenz der Inszenierung liegt die unbestrittene Schönheit dieses Abends. Sie will keine Antworten oder Statements auf eine wie auch immer geartete Geschlechterpolitik liefern, genauso wenig wie sie den Sport Bodybuilding und dessen Körperkult thematisiert. Aber sie spielt mit diesen Bezügen und Ebenen virtuos. Und so hat es eine unterschwellige Ironie, wenn Harte und Schmidt sich am Ende des Abends dann tatsächlich in die erwarteten Posen werfen und scheinbar freundlich, sich dem Urteil der Zuschauer unterwerfend, ins Publikum lächeln. Doch gerade dieser mehr oder weniger ernst gemeinte Versuch wieder in eine Eindeutigkeit zu gelangen, ist durch das vorangegangene unmöglich. Das Lächeln von Harte und Schmidt hat eine unheimliche Doppelbödigkeit, die die Zuschauerinnen und Zuschauer noch lange nach dem Schlussapplaus begleitet.
Mit ihrer Performance „Wonderwomen“ gelingt es Melanie Lane auf wunderbare und kunstfertige Weise unzählige Fragen und Assoziationen in die Köpfe ihres Publikums zu pflanzen. Sie und ihre Spielerinnen Rosie Harte und Nathalie Schmidt bringen mit großer Lust und durch präzise Spielweise Unordnung in das von ihnen ausgebreitete Feld von Körper- und Geschlechterbildern. Und das große Verdienst der damit einhergehenden Verunsicherung liegt darin, dass sie das Schweigen vermeintlicher Gewissheiten bricht. Denn wir haben es heute nötiger denn je, die Bilder und Vorstellungen, die wir mit uns herumtragen und mit denen wir uns und andere messen und bewerten, infrage zu stellen und immer neu zu diskutieren. „Wonderwomen“ ist eine hervorragende Gelegenheit, um in diesen Diskurs einzusteigen. Die Jury bedankt sich für diese spannungsreiche und vielschichtige Arbeit und gratuliert Melanie Lane zum Bewegungskunstpreis 2017!
Weitere Nominierte für den Leipziger Bewegungskunstpreis 2017
„Candide oder Die letzte aller möglichen Welten“ – Compania Sincara
„Mein Leben ist das pure Glück! Ich könnte den ganzen Tag nur tanzen!“, so trällert Candide, der illegitime Neffe des Barons von Thunder-then-tronck, der besten aller möglichen Welten, bis ein Krieg das Schloss überrollt, die Hofgesellschaft zerhackt wird und der Naivling fliehen muss. Es beginnt eine abenteuerliche Reise durch unterschiedlichste Utopien und Vorstellungen von Glückseligkeit.Die Theaterbearbeitung verdreht Voltaires literarische Vorlage, schöpft das komödiantische Potenzial der grotesken Reise nach Eldorado aus und stellt dabei die Frage in den Raum, ob unsere nicht die vielleicht letzte aller möglichen Welten sein könnte?
Compania Sincara ist ein Theaterkollektiv mit Basis in Leipzig, das sich durch ein komödiantisches und poetisches Spiel mit Masken und Figuren auszeichnet. Im Zentrum der Theaterarbeit steht, mit Fokus auf diesen Figuren und deren Verwandlungen, ein spielerischer Umgang mit dem Menschsein. Ihre Produktion DON Q, mit der sie im vergangenen Jahr in Russland, Ungarn und Estland spielten, war 2016 für den Bewegungskunstpreis nominiert und ist in diesem Jahr zum V. MITEM ins Nationaltheater nach Budapest eingeladen.
Jurybegründung Voltaires Satire haben Rico Dietzmeyer und Sara Neueder mutig zusammengestrichen und mit eigener Wortakrobatik angereichert. Exakt sind die Treffer gesetzt, Timing und Dramaturgie stimmen. Beherzt werfen sich Darsteller in ihre grotesk überzeichneten Rollen, die alle eine mimisch-gestische Macke haben. Voll auf Körperlichkeit setzt die ganze Inszenierung, die in ihrer Expressivität nichts Geringeres will, als die alte Wanderkomödientradition wiederzubeleben.
Es spielen Lola Dockhorn, Anuschka Jokisch, Philipp Nerlich, Eric Schellenberger, Chris Strobl, Marie Wolff & Karsten Zahn Regie & Text Rico Dietzmeyer, CC Projektleitung Dorothea Wagner Musik Johannes Golchert Komposition Lothar Hansen Dramaturgie Sina Neueder Bühnenbau Lisa-Maria Totzke Bühnenassistenz Philipp Rumler Kostüme Henrike K. Fischer Kostümassistenz Margarete Kiss Regiessistenz Martin P. Graf Maskenbau Franziska Schubert & Martin Graf
Grafikdesign Matti Vandersee Produktion der Cammerspiele Leipzig und Compania Sincara Förderer/Sponsoren/Unterstützer Kulturamt Leipzig, Studentenwerk Leipzig – Kulturförderung, Student_innenRat der Universität Leipzig, FSR Theaterwissenschaft der Uni Leipzig, FSR Philosophie der Uni Leipzig, FSR Geschichte der Uni Leipzig
Foto: Anne Schädel
„Am Brühl – Ein Abriss “ – Sascha Schmidt
Als vor gut zehn Jahren am Leipziger Brühl der Abriss von drei DDR-Plattenbauten begann, tobte in der Stadt eine Diskussion über das Areal und den Umgang mit der Vergangenheit. Sollte hier ein letztes Stück DDR aus dem Stadtbild entfernt werden? Und war der Plan, an dieser Stelle eine Shopping Mall zu eröffnen, auch Sinnbild für den Anbruch einer neuen Zeit?
Leipzig befindet sich im stetigen Wandel. Filmemacher und Regisseur Sascha Schmidt entführt die Zuschauer in ein ganz besonderes Kapitel unserer Stadt zwischen Umbrüchen, Abbrüchen und Aufbrüchen.
Sascha Schmidt arbeitet seit vielen Jahren als Autor und Regisseur. Neben zahlreichen Dokumentationen, die er für die öffentlich-rechtlichen Sender realisierte (ZDF, NDR, u.a.), schreibt und inszeniert er auch Bühnenstücke. Seine Inszenierung „Hannover Central Station“ wurde 2013 mit dem Pro Visio Preis der Kulturregion Hannover ausgezeichnet. An der Frankfurt University Of Applied Sciences hat er einen Lehrauftrag für dokumentarisches Theater.
Jurybegründung Dieser „Abriss“ ist ein vielschichtiger Blick auf jenes markante Baudenkmal der Leipziger Innenstadt und DDR-Moderne, das einer Shopping Mall weichen musste: die Wohnhochhäuser am Brühl. Die sorgsam gestaltete Sammlung von Videodokumenten und biographischen Splittern taucht ein in die Lebensrealitäten und sozialen Gefüge, die mit dem Abriss der Gebäude verschwunden sind. Das Stück sieht hinter die Architektur. Es bewertet nicht, sondern schafft Erzählungen von Menschen, die heute ins Theater gekommen sind. Und wenn das Saallicht wieder brennt, setzen sich die Erzählungen in den Zuschauerreihen fort. Ein erkenntnisreiches und berührendes Mosaik der Erinnerungen, das unter die Haut geht!
Mit Luise Audersch und Michael Hecht Regie Sascha Schmidt Bühne & Kostüm Julia Scheurer Produktion Florian Wessels Kamera Andres Mirgel Digitalisierung Robert Carlos Zeder Technische Unterstützung Filmaton / Tobias Krettek Koproduktion von Kino Datsche e.V., Cammerspiele Leipzig und Theaterlabor Bielefeld Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und durch das Kulturamt der Stadt Leipzig.
Foto: Joachim Berger
Weitere Bewerber 2017
Blondi oder die sexuellen Neurosen der Eva Braun
Wer war Eva Braun? Und wen interessiert das überhaupt? Die verheimlichte Geliebte Hitlers? Ein Mädchen ihrer Zeit? Wenig ist bekannt über sie und doch weiß jeder ihren Namen einzuordnen. Aber was würde eine Frau wie sie über die Liebe erzählen? Und was sind das für Frauen, die Diktatoren lieben?
Getrieben von der Hingabe zu ihrem geliebten „Führer“ erduldet sie jegliche Zurückweisung. Mit Suizidversuchen erkauft sie sich seine Zuneigung und bleibt bis zu ihrem endgültigen Selbstmord an seiner Seite innerlich zerrissen. Nach außen wahrt sie stets den Schein; unbeeindruckt von den Ereignissen ihrer Zeit.
Nach innen glaubt sie fest daran, die erste Frau im Staat zu werden; immer in hemmungsloser Eifersucht gegenüber Blondi, dem treuen Freund an der Seite des „Führers“.
Danilo Riedl entwirft eine Inszenierung, die das Leben der Eva Braun skizziert und gleichzeitig die extreme Liebesbeziehung einer Frau ergründet: durchdrungen von ihren unerfüllten sexuellen Begierden, berauscht von der Macht eines Mannes und treu bis hin zur Selbstaufgabe. Wer war Eva Braun? Eine moderne Stalkerin? Ein „schwaches“ Weib? Ein Mädchen ihrer Zeit, im Gestern und Heute…
Beteiligte: Es spielt: Victoria Schaetzle
Am Klavier: Charlie Paschen
Regie: Danilo Riedl
Regieassistenz: Lisa Schulze
Ausstattung: Jana Lippert
Foto: Anne Schädel
Schrebers Visionen
In einem Rundgang durch die Kleingartenanlage des Kleingärtnermuseums und des Vereins Dr. Schreber erlebt das Publikum in den einzelnen Parzellen Aspekte des schreberschen Familienlebens, Auseinandersetzungen mit seiner Philosophie sowie aktuelle Tendenzen im Umgang mit gesellschaftlichen Normen. Zwischen Idylle und Skurrilität wechseln die geschaffenen Situationen stetig und sollen die ZuschauerInnen mit unterschiedlichen Eindrücken und Fragen in die Sommernacht entlassen.
In dem Stück beschäftigen sich urban collective mit dem Leben und Wirken von Daniel Gottlob Moritz Schreber, dem Namensgeber für die beliebten Schrebergärten. Seine medizinischen Schriften und Ratgeber zur Kindererziehung waren zwar revolutionär für die damalige Zeit des 19. Jahrhunderts, sind aber für uns aus heutiger Sicht fanatisch einschränkende Erziehungsmethoden. In seinen Werken, wie „Erziehung zur Schönheit durch naturgetreue und gleichmäßige Förderung normaler Körperbildung […]“ wird Schrebers gradlinige geordnete Vorstellung von der Gesellschaft deutlich, welche sich auch in der Struktur der Kleingärten widerspiegelt.
Produktion und Choreographie: urban collective (Ronny Hoffmann, Ramona Lübke, Claire Wolff, Anja Dietzmann)
Dramaturgie/ Text: Damian Popp
Tanz: Ronny Hoffmann, Ramona Lübke, Claire Wolff, Anja Dietzmann und Lilian Mosquera (Gast)
Schauspiel: Ingeborg Wolff und Jonathan Strotbek (Puppenspiel)
Gesang: Paula Rohde
Musik: Hansi Noack (Violine), Damian Popp (Schlagzeug)
Kostümbild: Marianne Heide
Bühnenbild: Robert Schiller
Licht, Video, Ton: Thomas Achtner, Rene Heinrich
Foto: Benjamin Streitz
Landschaft mit Königstöchtern – Medea, Pocahontas und die anderen
„Es staunt die Tochter Agenors, dass er so herrlich erscheint und nichts Feindseliges vornimmt. … Schon wagt die erhabene Jungfrau, dem Stier auf dem Rücken zu sitzen. … Und es flattern, gewölbt vom Winde, die Kleider.“ (Ovid, Metamorphosen)
Man muss nicht Ovid gelesen haben, um jenem Stier zu begegnen, in den sich Zeus verwandelt hat. In dessen Gestalt er die phönizische Königstochter Europa nach Kreta entführt, sie vergewaltigt und mit ihr den bedeutenden König Minos zeugt. Wir treffen den Stier heute in Straßburg vor dem Europäischen Parlament, finden ihn im Portemonnaie als 2-Euro-Münze oder auf einem Trip ins kunsthistorische Museum. Unreflektiert wird so die Geschichte der Namensgeberin unseres Kontinents zum beliebten Fotomotiv einer verspielt klingenden Erzählung aus der Wiege unserer abendländischen Kultur.
Seit 4000 Jahren werden die antiken Mythen tradiert, konsumiert und bis in die Gegenwart fortgeschrieben, als erotische Geschichten, erhabene Gesänge, großes Theater einer Hochkultur, salon- und schlafzimmertauglich. Nur zaghaft hebt sich hin und wieder der Vorhang für eine kritische Kultur- und Geschichtsbetrachtung. Dabei zeigen unsere Mythen, die nicht klar von der Realgeschichte zu trennen sind, erstaunliche Parallelen auch zu späteren Akten von Landraub und Kolonialismus.
Inspiriert von dem „Buch der Königstöchter“ des Kulturkritikers Klaus Theweleit nehmen wir einen diskursiven Blickwinkel ein. Verharmlost als göttlicher Wille eines Zeus, Poseidon oder Apollon, kann man hinter dem Raub einer Helena die Verschleierung kolonialer Landnahme und die Auslöschung anderer Kulturen lesen – ausgeführt über die Körper von Frauen. Frauen, die eine ambivalente Rolle zwischen Opfer, Helferin und Verräterin einnehmen – in den Erzählungen aus der Perspektive der Sieger.
Regie: René Reinhardt
Bühne, Kostüm: Elisabeth Schiller-Witzmann
Spiel: Johannes Gabriel, David Jeker, Laila Nielsen, Mario Rothe-Frese, Anka Liebe (als Gast), Verena Noll (als Gast)
Dramaturgie: Friederike Köpf
Regie-, Dramaturgiehospitanz: Katherin Bryla
Video, Sound: Gábor Hollós
Technik: Jan Ehrlich
Foto: Gábor Hóllos
Ist Fukushima das Paradies? Dort leben verwilderte Kühe frei vom ökonomischen Verwertungsprozess – und sie wissen es nicht einmal. Werden wir wie sie, werden wir alle Kuhzilla? Fukushima ist Hotspot des Dark-Tourismus. Werden die Touristen durch die Strahlung angezogen? Auch Dunkelheit verbreitet sich mit Lichtgeschwindigkeit.
In AtomHeartMother stehen die japanische Performance-Gruppe Futome und die Tanztheater-Compagnie bodytalk vor einem großen Dilemma: Einerseits wird propagiert, Lebensmittel der Region zu bevorzugen, andererseits gibt es dort, naja, Probleme … mit der wohl vegansten Energietechnologie überhaupt.
In der Aufführung wird das Publikum mit regionalen Spezialitäten japanischer Kochkunst verköstigt und erlebt eine Live-Schaltung nach Fukushima incl. Licht-Transfer von dort direkt auf die Bühne im LOFFT: Dann sehen wir den Tunnel am Ende des Lichts. It’s safe!
bodytalk realisiert mit wechselnden Partnern Stückentwicklungen als Tanztheater mit Live-Musik. Ausgangspunkt ist jeweils die Frage: Was passiert, wenn Tanz und Realität zusammenstoßen? – bodytalk sind Stadtstreicher, in drei Städten wurden ihre Produktionen mit Preisen ausgezeichnet:
Bremer Autoren- und Produzentenpreis für Ich bin ein Antifant, Madame
Kölner Tanztheaterpreis für JEWROPE (Koproduktion mit dem Polnischen Tanztheater)
Leipziger Bewegungskunstpreis für Zig Leiber – Oi Division (Koproduktion mit LOFFT.Leipzig)
Von Yoshiko Waki und Rolf Baumgart
Von und mit Charlotte Goesaert | Eiji Takeda | Emi Tetsuda | Kaoru Norimatsu | Seung Hwan Lee | Lukas Zerbst | Carlos Alberto Szappanos | Hannah C. Landes | Thomas Achtner | Jennifer Peterson
Foto: Thomas Puschmann
Eva und Adam
Gott hat seit einiger Zeit Schwächeanfälle. Die Erzengel und Jesus vermuten eine Depression und machen sich Sorgen um den heiligen Vater. Die Päpste haben die Macht an sich gerissen und den Himmel in einen Aktienkonzern umgewandelt. Zu allem Übel wird durch eine List von Judas aufgedeckt, dass Adam den Apfel gegessen hat und nicht Eva. Es kommt zum Streit. Dieser eskaliert und mündet in eine wilde Schlägerei, in der versehentlich die zweite Sintflut ausgelöst wird, die vertanzt wird. Der komplette Himmel steht Kopf und es wird händeringend nach einer Lösung für das Problem gesucht. Die Lage spitzt sich derart zu, dass das Überleben der Menscheit und damit auch der Fortbestand des Himmels, in den Händen des Militärs liegt, denn die einzigen Überlebenden der Sintflut sind zwei Flugzeugträger samt ihrer Besatzungen. Die Päpste und Judas initiieren zu allem Überfluss noch eine Wette, in der es darum geht, welcher der beiden Flugzeugträger gewinnt.
il comico ist ein 2015 gegründetes Ensemble aus bekannten und langjährig aktiven Leipziger Schauspielern. Im Mai 2015 premierte die erste große Produktion „Vom Unvermögen des Theaters sich selbst zu definieren“ im UT Connewitz. Unser Anspruch ist es, die Leipziger Theaterszene langfristig spielfreudig und qualitativ zu bereichern. Die Mitglieder des Ensembles sind entweder ausgebildete Schauspieler, oder schon weit über zehn Jahre im Schauspiel aktiv.
Spieler: Anne Rab, Alexander Fabisch, August Geyler, Markus Reichenbach, Paul Becker, Katja Fischer, Lisa Oltsch, Peter Zahn, Oliver Müller
Regie: Falko Köpp
Assistenz: Julia Natke
Video: Vlad Leydermann
Ton: Matthias Fischer
Foto: Silvana Kuhnert
My Body is the Field for Tomorrow’s Battles
Die Idee eines optimalen Körpers definiert sich über sein Aussehen: Schlank, muskulös und gebräunt, das sind die wesentlichen Merkmale dominanter Körperbilder. Eine gezielte Inszenierung des Körpers nach prominenten Vorbildern ist nichts Neues, doch ihr gesellschaftlicher Stellenwert hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Welche Ideale verbergen sich hinter populären Fitness-Programmen? Wofür werden die Körper trainiert, jenseits ihres Aussehens? Die gesellschaftlichen Erwartungen, vor deren Hintergrund sich diese Praktiken etablieren können, folgen einer absurden Logik der Optimierung: Es ist ein sich selbst bejahendes System, das Training um des Aussehen willens, denn es geht immer besser, weiter, höher, schneller. Körperliches Training hat eine soziopolitische Dimension und es ist unsere These, dass die Armee disziplinierter, starker und ausdauernder Körper, die heutige Fitness-Programme hervorbringen, einer körperliche Re-Militarisierung der Gesellschaft gleicht. Es ist das Ziel dieses Projekts, die gesellschaftspolitischen Dimensionen dieser Trainingsformen wieder ‚in den Körper zu holen‘, indem wir auf der Bühne untersuchen, welche Implikationen sie jenseits einer vordergründigen Formung des Körpers haben. Selbstermächtigung? Oder neoliberale Ideologie mit fragwürdigen politischen Implikationen? Eine Armee durchtrainierter Frauen, die bereit sind, ihre Körper einzusetzen aber nicht genau wissen, wofür, wird auf der Bühne um die Antwort auf diese Fragen kämpfen.
Konzept und Realisierung: Rose Beermann
Künstlerische Mitarbeit: Juli Reinartz
Von und mit: Lisen Ellard, Annegret Schalke, Melody Panosian, Lea Kieffer
Bühne und Kostüm: Arnita Jaunsubrna
Sounddesign: Malu Peeters
Beratung Lichtdesign: Dirk Lutz
Produktionsleitung: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro
Foto: Stefanie Kulisch
Der Stich
Der Stich, ausgeführt vom gleichnamigen Waffenträger wirkt tödlich, die Spitze seines Degens dringt in die fremde Haut des Gegners und befördert diesen in die ewigen Jagdgründe. Wahrheit oder Einbildung? Vielleicht ein Traum? Können wir uns auf unsere Augen und Ohren verlassen?
Der Titel des Stückes markiert einen empfindungsreichen Moment im Leben des Goetheschen Faust, dessen Text aus der Tragödie erster Teil munter verkürzt, mit Fremdbeiträgen und Musik verziert, dem Zuschauer von dreizehn jugendlichen Darstellern auf unübliche Art serviert wird. Dabei wird auf die Einzigartigkeit des Werkes von Goethe nicht verzichtet, schon gar nicht auf die intellektuelle Schärfe und die philosophische Tiefe. Liebe, Sex und Drogen, Geburt und Tod, Lug und Trug, Gewalt und Mord, werden ebenfalls nicht ausgespart. Der Humor begleitet das ganze Theaterprojekt, zwischendurch auch mal bitter.
»Von Faust geträumt mag der eine oder andere Oberstufenschüler schon haben, wohl aber noch nie so lustvoll spielerisch wie „Stich“ in der neuen Inszenierung des Theatriums. … Auf der fast leeren Bühne im mystisch vernebelten Saal stürzen sich die jungen Spieler mit Lust auf modernes Theater, inklusive absichtlicher Brüche und Übertreibungen. Es knistert ästhetische Lust weit vor Inhaltswille, man wagt sich, auf einige bekannte Zitate zu verzichten, aber dennoch ist der Textremix konsequent komponiert, und „Faust 1“ bleibt nachvollziehbar. Auch die Lust an Sprache bleibt erhalten, der goethesche Reim wird gekaut, bis er süß im Munde liegt. …
Nach dem wilden, einstündigen Ritt decken Gott und Teufel … den schlafenden Stich wieder zu. Ein schöner Traum.« Karsten Kriesel in der LVZ v. 14.3. 2016
Der großstadtKINDER e.V. im Theatrium ist ein gemeinnütziger Verein, der seit 1996 im größten Neubaugebiet Leipzigs für Kinder ab 8 Jahre und Jugendliche Theaterprojekte anbietet. Pro Jahr arbeiten unter professioneller Anleitung sechs Kinder- und Jugendtheaterprojekte sowie eine Kostüm- und Maskenwerkstatt. Zur Zeit proben und spielen im Haus rund 95 Beteiligte pro Woche.
Es spielen:
Madeleine Beyer, Clemens Böhnstedt, Pauline Großmann, Mafalda Gundermann, Paul Hämmerling, Marie Knoblauch, Magdalena Laubisch, Friederike Probst, Fabian Reichenbach, Liza Shakin, Emma Siegel, Natalie Tepper und Anna Vogel
Projektleitung: Georg Herberger Projektassistenz: Paul Becker
Foto: Constanze Burger
Der Jubilar
Sexueller Missbrauch an Kindern ist ein Thema, von dem man hin und wieder in den Medien hört oder davon liest. Sich wirklich damit zu beschäftigen ist oft schwer – bleibt doch ein massives Unbehagen und das Gefühl der Unfassbarkeit zurück.
Ist es überhaupt möglich, dieses Thema auf die Bühne zu bringen? Den Kindern (Teil1), Jugendlichen und älteren Mitspielern des Theaterprojektes „Der Jubilar“ war dies ein Anliegen.
»[Die] über 40 Mitwirkenden schaffen es, Beklemmung aufzubauen und sie mit komischen Intermezzi zu brechen. Künstlerisch anspruchsvoll wird das durch Überblendungen, Musik und unheimlichen Traumbildern. Wenn der Hausherr sich selbst als Opfer darstellt, entspricht das der Psychologie solcher Täter. […]Und so sehr sich eins der Mädchen auch bemüht, die beschmutzte Tischdecke der langen Tafel bekommt es nicht mehr weiß. Am Ende siegt der Mut, die Seele geöffnet zu haben – und der Geist Irenes, der den Sexualtäter verstummen lässt.«
Mark Daniel in der LVZ vom 13.06.2016
Anne Rab (Teil 1)/Kathrin Großmann (Teil 2)
Kostüm- und Maskenwerkstatt: Oliver Viehweg
Es spielen im Teil 2
Jasmin Cramer, Anja Engelhardt, Luzie Hahn, Gabriela Hamm, Nadine Jantke, Anne-Marie Kaps,
Joachim Kern, Falko Köpp, Dominique Kunze, Magdalena Laubisch, Shanelle Mutzbauer, Sophie Schmitdke, Leonie Scholz, Fredda-Line Schott, Natalie Tepper, Matthias Wendt, Anna Zemmrich,
Kostüm- und Maskenwerkstatt:
Lea Haag, Lara Hauk, Laura Körner, Sarah Ott, Zäzilie Schilling, Jolanda Schultrich,
Stephania Tag und Hannah Waniek
Foto: Constanze Burger
Stellen Sie sich vor, Sie haben Hühner, wollen aber Rosen
Wir spielen mit Geld! Geld ist eine geisterhafte Materie. Geld ist böse. Geld ist nicht böse. Gib deinem Gegenüber einen Keks und erhalte dafür eine Teetasse. Denk dir das Geldstück dazu. Lass uns tauschen. Lass uns ein bisschen schwimmen. Im Geld.
In seiner Performance entwickelt das Kollektiv Pik 7 Situationen, in denen Geld fließt, Geldströme stocken, und Geld gänzlich abwesend ist. Geld wird angehäuft und verschenkt, Geld wird auf seine ästhetischen Qualitäten hin untersucht. Vielleicht wird am Ende des Abends jener Zustand erreicht sein, in dem sich die Welt befindet, wenn alles Geld nur noch als Erinnerung anwesend ist, die sich teuer verkaufen lässt.
Drei Künstlerinnen aus den Gattungen Bildende Kunst, Dichtung/Literatur sowie Tanz, die innerhalb dieser Gattungen alle (auch) im performativen Bereich arbeiten und seit Januar 2015 das Kollektiv Pik 7 bilden. In der aktuellen Performance zeigen sie Sichtweisen, Szenen und Bilder zu den ineinander greifenden Themenkomplexen “Schulden” und „Geld“. Die unterschiedlichen Herangehensweisen kombinieren sie miteinander – es gibt szenische Anteile sowohl verbalen sowie nonverbalen Charakters, es gibt textliche Anteile und es gibt Anteile von Choreografie und Bewegung.
Angelika Waniek – Performance, Text
Ulrike Feibig – Performance, Text
Martina Hefter – Performance, Text
Jan Kuhlbrodt – Text, Fachberatung
Foto: Jan Löser
~ The Waves
Audiotheater nach dem Roman von Virginia Woolf
„I am not one and simple but complex and many.“ Bleibt jede Verlinkung für immer an uns haften? Die Figuren aus Virginia Woolfs Roman betreten Gedankenwelten und geben Einblick in ihre Kommentare und Beobachtungen. Die Freunde Bernard, Neville und Louis, Susan, Jinny und Rhoda kreisen immer wieder um ihre alten Bilder und Erfahrungen, die ständig in der Gegenwart mitklingen; ein #ausländischer Akzent, #vergoldete Stühle, ein #Notizbuch, #zusammengeknüllte Taschentücher, die #Gesichter der Anderen und der #Wunsch lieber geliebt zu werden, „als der Perfektion durch den Sand zu folgen“. Das Audiotheater lässt die Stimmen der stummen Figuren auftreten, die sich nur über ihren Körper und Bewegungsmotive ausdrücken und in Zeitlupe mit dem live entstehenden Holzgerüst verflochten werden. Das Prinzip „Verlinkung“ verselbständigt sich im Bühnengeschehen. Ein Spiel mit dem Romantext, in dem englische Originalpassagen und lyrische Bearbeitungen auf Songs aus Textcollagen treffen. „The door goes on opening“.
Gwen Kyrg (Regie, Hörspielproduktion & Musik)
Maxie Pfannkuchen (Regieassistenz)
Sven Glatzmaier (Bühnenbild)
Valérie Plagemann (Dramaturgie)
Tina Müller (Produktionsassistenz)
Kristina Haberland (Hospitanz)
Schauspieler / Sprecher:
Olav Amende (Louis)
Annika Gerber (Rhoda)
Marvin Neidhardt (Neville)
Carina Sperk (Jinny)
Eva Jaekel (Susan)
Markus Braun (Bernard)
Produktion: Cammerspiele Leipzig
Foto: Constanze Burger
Rabe. Chronik eines Halunken
Mächtige Schwingen durchwehen die Zeit. Gefiederte Wesen, groß und kraftvoll, verschlagen und tollpatschig. Der Rabe, ein unheilvolles Zeichen und ein treuer Gefährte. Geprägt von Gegensätzen ist er ein Vogel des Schattens, der Dämmerung und der Träume. Er ist ein mythisches Tier zwischen Fremdheit und Faszination, Heiligkeit und Opfer, ein Sündenbock und Galgenvogel.
Doch Vorsicht, die Halunkenvögel sind unterwegs und mit der Rabenmafia ist nicht zu spaßen. Es wird frisiert, sich das Gefieder geputzt und ausgetrickst. Über allem zieht ein Vogel seine Kreise, ungreifbar, unfassbar – nur einen Kinderreim entfernt. Frei nach dem Sprichwort „Hör den Raben zu und du hörst die ganze Welt“ ist das Stück ein Strudel von Chaos und Ordnung, von Gedanke und Erinnerung, von schwarz und weiß, von Hier und Dort, von alten Schöpfungsmythen, Hitchcock, Poe und David Lynch.
„Rabe. Chronik eines Halunken.“ ist eine zeitgenössische Figurentheaterinszenierung ohne gesprochenes Wort. Durch die Zusammenarbeit von Figur, Musik und Körper entsteht ein Raum für die forschende Auseinandersetzung mit dem ultimativen Gegensatz: Tod und Leben. Ein dialektisches Duo, welches zugleich unvereinbar und untrennbar ist. Eine Diskrepanz, die es stets neu zu verhandeln gilt, auf emotionaler, rationaler und spiritueller Ebene.
Spiel & Ausstattung: Pauline Drünert, Etta Streicher
Regie: Jonas Klinkenberg, Janne Weirup
Musik: Stefan Weihrauch
Foto: Westflügel
SUPRAMATER Gameshow
SUPRAMATER Gameshow – Ein Performanceprojekt zum Thema Mutterschaft
Wir alle sind Kinder unserer Mütter. Wir wuchsen in ihren Bäuchen, kamen aus ihren Vaginas, tranken von ihren Brüsten, saßen auf ihren Schößen, zerrten an ihren Nerven… Wir alle kennen sie, die heilige, die unsichtbare, die unbezahlbare SUPRAMATER!
SUPRA lat. über, MATER lat. Mutter – die Übermutter, ein Archetyp der Selbstaufopferung und der bedingungslosen Fürsorge. Sie vollführt die absolute altruistische Handlung: Mutterliebe
Zwei Mütter gewähren in dieser Gameshow Einblick. Körperbilder, Identitäten und biografisches Material verweben sich und begeben sich auf Konfrontationskurs mit einer Nicht-Mutter und ihrem wissenschaftlichen Vortrag. Schnittmengen und Reibungsflächen entstehen. Als symbolisierte Ur-Mütter nehmen wilde pferdedas Publikum unter ihre Fittiche. Dabei entsteht eine intime Situation, die nicht mehr zwischen Bühne und Zuschauerraum, trennt. Die Mütter nutzen ihre übernatürlichen Kräfte um sich in einer Gameshow herauszufordern, diese wird unterstützt und angefeuert von Antworten einer für das Projekt angelegten Umfrage, einem wissenschaftlichen Vortrag und natürlich dem Publikum.
Das Projekt SUPRAMATER ist Recherche-Projekt und Performance. wilde pferde sehen in künstlerischen Praktiken das Potential, eindeutige Wertungen zu umgehen, Ambivalenzen und Widersprüche bestehen zu lassen und naturalisierte Annahmen über Mutterschaft und Familie zu dekonstruieren. Das Projekt erforscht die vielfältigen, eigensinnigen Arrangements und (Gleichberechtigungs-) Praxen von Frauen und Männern, die mit Entweder-Oder (Vollzeitmutter-Karrierefrau) Leitbildern der Gesellschaft brechen.
Mit Juliane Meckert, Miriam Welk, Feray Halil, Nadja Hoppe, Stephanie Krah, Thimo Teiche und David Berger.
Foto: Thomas Puschmann
Das Peter Pan Syndrom
Henry Sargeant – Spiel, Musik, Ausstattung
Stefan Wenzel – Regie, Musik, Ausstattung
Foto: Dana Sinaida Ersing
Im Arrest
Die Zeiten haben sich geändert. Der Staat ist sehr streng mit uns geworden.
Vier erwachsene Menschen befinden sich im Arrest.
Er ist böse auf uns, sagen die Vier. Hätten wir nur nicht…
Aber der Staat ist ein Vater, der seinen Kindern noch eine Chance gibt.
Im Arrest dürfen sie ihre Liebe zu ihm unter Beweis stellen.
„,Im Arrest‘ ist eine absurde Sicht auf eine durchaus denkbare Zukunft“, schrieb sein Verfasser. Die Ereignisse holen das Drama nun ein. Beeilen wir uns!
Text und Regie: Olav Amende
Es spielen: Annika Gerber, Elena Lorenzon, Paul Hämmerling und Georg Herberger
Dramaturgie: Samuel Anthon
Regieassistenz: Christine Krahl
Produktionsassistenz: Manuel Wagner
Foto: Constanze Burger
Play Moby Dick
Herman Melvilles „Moby Dick“ ist nicht nur ein großartiges literarisches Werk, sondern auch eine zutiefst menschliche Beschreibung des irdischen Daseins geschenkt. Diese stete Suche nach dem Kern der Dinge und die liebevolle wie genaue Betrachtung des Menschen ist auch unser Antrieb für eine ungewöhnliche und fantasievolle Entdeckungsreise! Die Schönheit und Intensität der Erzählung, die Sehnsucht nach dem Meer, die eindringliche Schilderung von Einsamkeit, Gruppengefühl und dem Fanatismus eines Kapitäns – Herman Melvilles großer Roman ist ein poetischer Stoff, der nach einer dramatischen Umsetzung förmlich schreit: In der Werkstattbühne des LOFFT, perfekt für den eingegrenzten Raum des Schiffes, zeigen wir „Moby Dick“ als soziales Experiment. Hier wird der Zuschauer Teil der Mannschaft, während die drei Schauspieler zu Kapitän Ahab, dem Matrosen Ismael und dem Wal Moby Dick werden. Jeder von ihnen will die Geschichte aus seiner Perspektive erzählen und das Publikum auf seine Seite ziehen.
Im Laufe des Abends entstehen so familiäre Strukturen, Koalitionen und Antagonismen zwischen den drei Spielern, und der Zuschauer erlebt durch diese Darstellung von sozialem Miteinander politische Vorgänge im Mikrokosmos. Denn nicht nur im Theater, sondern auch in allen Bereichen des Lebens, beruflich wie privat, begegnen wir diesen essentiellen Fragen immer wieder: Wie werden soziale Rollen gebildet, zugeteilt oder angenommen? Wie formiert sich eine Gruppe? Ist Demokratie möglich, oder gibt es immer jemanden, der das Ruder übernimmt? Wie und wann entsteht Meuterei? Wie weit kann man sich von der sozialen Rolle entfernen, und was sind die Konsequenzen für die gesamte Gruppe?
Aber trotz aller Versuche der Protagonisten, die Rollen und die Geschichte zu unterwandern, verändern, aufzuhalten oder auszubrechen, steuern sie unaufhaltsam auf das tödliche Ende zu. Dennoch gilt: Ist die Geschichte zuende erzählt, müssen sie wieder von vorn anfangen. Play it again, Moby!
Carla Niewöhner (Konzept/Regie)
Sarah Peglow / Maria Wendland (Dramaturgie)
Jaya Demmer (Produktionsassistenz)
Margarita Wiesner (Schauspielerin)
Max Fischer (Schauspieler)
Manuel Wagner (Schauspieler)
Sarai Feuerherdt (Ausstattung)
Foto: Thomas Puschmann
The Vault – Wasteland Germany
The Vault – Wasteland L.E. ist eine interaktive Performance von DAS ÜZ und pipidasdas und als solche die formale Fortführung von unserer Performance Dark Star – fight the bomb, fight the crisis von 2014, die sich auf spielerische Art mit dem Thema Krise und Zeit auseinandergesetzt hat. Dieses wesentliche Element Duration , also Zeit und Dauer, und die Interaktion mit dem Publikum spielt auch in The Vault – Wasteland L.E. eine wichtige Rolle.
The Vault – Wasteland L.E. erzählt von einem fiktiven, zerstörten urbanen Raum und den Überlebenden darin. Die Welt liegt in Trümmern. Krankheit und Chaos haben sie verwüstet. Ein Teil der Bevölkerung hat sich vor langer Zeit in unterirdische Schutzbunker, die sogenannten VAULTS, zurückgezogen. Die Menschen an der Oberfläche blieben sich selbst überlassen.Zwei Perfomer gehen hinaus aus dem Bunker und werden von Livecams begleitet. Alle ihre Aktionen werden über einen Stream in den Zuschauerraum übertragen. Über eine Audioverbindung können die Zuschauer mit den Performern kommunizieren. Wesentliche Elemente der Inszenierung sind also die Verbindung und Interaktion zwischen Performern und Publikum.
Ricardo Endt (Konzeption / Performance)
Christian Hanisch (Konzeption / Regie)
Carmen Orschinski (Performance)
Franz Hauptvogel (Technik und Sound)
Timm Burkhardt (Videodesign)
Suann Schreiber (Produktionsleitung)
Foto: Mirjam Schneider
Angst, geh spielen
Inspiriert von dem Psychologieklassiker „Grundformen der Angst“ von Fritz Riemann widmet sich das Stück dem komplexen Thema Angst: persönlich, politisch, dramatisch. Vier Schauspieler und ein Lautsprecherorchester stellen sich den vier Grundängsten und ihrer Widerspiegelung in verschiedenen Persönlichkeitstypen. Sie spinnen in einer Mischung aus Schauspiel, Performance und Elektroakustik reale Fallbeispiele weiter, spüren verlorenen Träumen und unbewältigten Traumata nach, wühlen im Bodensatz unserer kollektiven Vergangenheit, entwerfen Szenen einer Bedürftigkeit, an der sich unsere „Müdigkeitsgesellschaft“ heute abarbeitet. In einer Zeit des „eingestürzten Weltvertrauens“ suchen sie nach der ungleichen Schwester der Angst – der Lebenslust.
Friederike Köpf (Regie, Konzeption, Produktion)
Verena Noll (Schauspiel, Konzeption, Produktion)
Robert Rehnig (Elektroakustik, Technik)
Johannes Gabriel (Schauspiel)
Laila Nielsen (Schauspiel)
Christopher Schleiff (Schauspiel, Zauberei)
Elisabeth Richter (Kostüm, Bühne)
Fiona Kastrop (Regieassistenz)
Anita Kriebel (Graphik)
Foto: Fiona Kastrop
Der Frieden oder Fantastische Käfer und wo sie zu finden sind
Auf der Welt herrscht Krieg. Nun ja, in Europa. Na gut, in Griechenland. Selbst die Götter haben den Olymp wegen des Kriegslärms verlassen und der personifizierte Krieg hat den Frieden in ein tiefes Loch gesperrt.
Trygaios, ein Weinbauer aus Athen, unzufrieden mit dem herrschenden Krieg, lässt nichts unversucht, um in den Olymp zu kommen und dem Ganzen ein Ende zu setzen. Nachdem er weder mit Bohnenranken, noch über einen hohen Turm in den Olymp gelangt, mästet er einen riesigen Mistkäfer, seinen ganz persönlichen Pegasus. Auf diesem will er auf den Olymp gelangen, Zeus zur Rede stellen und den Frieden in seinem Land wieder herstellen. Ganz uneigennützig versteht sich.
Wäre da nur nicht die Sache mit Hermes und dem Zentauren und dem ständig nach dem nächsten Donnerbalken suchende Mistkäfer. Es könnte alles so einfach sein, aber vielleicht ist es sogar noch viel einfacher, wenn man nur den Krieg überlisten, Hermes bestechen und den Frieden beschnüffeln könnte. Aber vielleicht ist Krieg doch besser als Frieden… Und wer erzählt Sybille endlich die Geschichte vom glatten Igel? Also auf zum Olymp ihr Abenteurer, Toren und funkeläugigen Affen, ihr die ihr nach überreifem Frieden lechzt!
Das Stück erzählt eine Abenteuergeschichte, die wortwörtlich von der Suche nach Frieden in Zeiten des Krieges handelt. Trygaios will sich dem Schicksal nicht ergeben, die Kriegszustände und seine Unzufriedenheit mit den Umständen nicht hinnehmen und sucht deshalb die Verantwortlichen im Olymp. Der Mistkäfer, Gregor, ehemals Handlungsreisender und Tuchhändler, der ihn in den Himmel bringt, bleibt dabei kein reines „Transportmittel“, sondern unterstützt Trygaios bei seinem Vorhaben und steht ihm zur Seite, gegen Krieg, Götterboten, Panik, Propheten und Kriegsfabrikanten.
Das Stück ist nicht text- und originalgetreu inszeniert, sondern wurde für die Anforderungen an ein kleines Ensemble bearbeitet und sprachlich wie inhaltlich 2400 Jahre in einen Raum abseits unserer Realität versetzt. Die Handlung ist verdichtet und abgeändert um der Absurdität der Geschichte und dem Spiel der Akteure Platz zu geben. Begleitet wird das Ganze von Piano, Melodica und Violine, sowie von weiteren musikalischen Elementen, Versatzstücken und Liedern die die Schauspieler*innen auf Instrumenten und gesanglich begleiten.
Es spielen: Anuschka Jokisch, David Wolfrum, Eric Schellenberger, Karsten Zahn
Musik: Johannes Golchert (Piano) und Bettina Debora Otto (Violine)
Regie: Dorothea U. Wagner
Dramaturgie: Martin Philipp Graf
Regieassistenz: Kristina Haberland
Bühne: Lisa-Maria Totzke
Kostüme: Marek Bernacki, sowie Emma Ludwig, Sophie Korthase und Dorothea Wagner
Illustrationen: Emma Ludwig
Foto: Alexander Kellner
Seele
Das Theaterstücke behandelt die verwirrenden Gefühle und Gedanken des Menschen, die auf Grund eines Verlustes entstehen. Diese Gefühle und Gedanken haben zur Folge, dass der Mensch zerrissen ist bezüglich seiner eigenen Entscheidungen und seiner Lebensumstände. Außerdem entsteht mit dieser Zerrissenheit eine tiefe Einsamkeit, von der es schwierig ist, sich zu befreien. Fünf Geschichten von verschiedenen Autoren, wie Samuel Beckett oder Hristo Smirnenski wurden ausgewählt, um sich mit dem Thema der eigenen Seele zu beschäftigen. Gleichzeitig umfassen die Geschichten einen Lebenszyklus von der Kindheit bis zum Tod.
Die erste Geschichte erzählt von einem Jungen, der sich auf Grund einer schulischen und gesellschaftlichen Belastung eine fabelhafte Welt erzeugt. Ein imaginierter Greis, der dem Kind eine Zuflucht darstellt, schenkt dem Jungen einen Käfig und später ein Aquarium. Das Kind freut sich darüber, die schönsten Vögel und Fische darin zu betrachten, die jedoch ebenfalls nur eine Imagination sind. Die Mutter ist verzweifelt auf Grund des seltenen Verhaltens des Kindes. Die Geschenke vom Greis motivieren das Kind wieder Leistungen für die Schule zu erbringen. Als das Kind älter wird, verliert es diese Fähigkeit zur Imagination. Eine Welt bricht zusammen.
Die zweite Szenerie stellt eine Parabel dar, die vom Verlust der Persönlichkeit aufgrund blinder Wut berichtet. Ein junger Mann will eine Treppe zu den Prinzen erklimmen, um dort die Armut seines plebejischen Volkes zu rächen. Ein Magier sitzt am Eingang der Treppe und verlangt von ihm für den Aufstieg sein Gehör, seine Augen, sein Herz und abschließend sein Gedächtnis. Schlussendlich wird der Plebejer selbst zum Prinzen.
Der dritte Teil spricht von einer Begegnung eines sterbenden Menschen mit einer Meerjungfrau, die eine menschliche Seele besitzen möchte.Als sie keine Seele vom Menschen bekommt, beauftragt sie Leviathan mit seiner Beseitigung.
Die letzten zwei Szenen handeln von zwei einsamen Menschen, die vor der Entscheidung stehen, sich mit der eigenen Vergangenheit zu versöhnen oder sich ihrer zu verweigern. Eine Frau hört ständig ihre innere Stimme und hat das Leben aufgegeben. In der anderen Geschichte sucht ein Mann nach Linderung mit seinem Geist, der immer wieder die schmerzhafte Vergangenheit vorliest, bis der Mann diese ertragen kann.
Katharina Klinger-Krenn – Musik
Manuel Löbel – Schauspiel
Viliya Monovska – Produktion/Regie/Schauspiel/Dramaturgie
Sarka Prusak – Schauspiel
Florian Fochmann – Produktion/Regie/Schauspiel
Paul Hämmerling – Schauspiel
Andreas Kliner-Krenn – Musik
Gustav Löbel – Schauspiel
Ditmar Voigt – Schauspiel
Foto: Tommy Eißrich
D A M R – dreams are my reality
Im Schlaf widerfahren uns Dinge, die unseren gewohnten Erfahrungshorizont überschreiten und sich dabei jeglicher Kontrolle entziehen. Wie verhält sich das Selbst im Traum, wenn es ständig ausgedehnt, projiziert, verschoben, zerteilt wird?
Wie bedingen sich das wache und das träumende Ich und hat in diesem Zusammenhang der Begriff einer geschlossenen, sich vom Anderen abgrenzenden Identität überhaupt noch Bestand?
D A M R – dreams are my reality taucht ein in die flüchtige Welt der Träume und experimentiert mit deren großem Potential an ästhetisch-performativen Qualitäten. Collagenartig mischen sich Sprache, Bewegung, Klänge, Projektionen, Licht und Schatten zu surrealen Traumbildern und versuchen diese sinnlich greifbar zu machen. Fernab von Psychologie und Interpretation werden Performer und Zuschauer Teil einer abgründigen Traum-Reanimierung. Neben eigenen Träumen bzw. Traummotiven, die wir selbst oder Menschen in unserem Umfeld erlebt haben, werden darüber hinaus Versatzstücke aus Film, Literatur, Kunst und Wissenschaft in die Performance mit eingewoben. Durch die Trennung von tatsächlicher Performance und eingespieltem Material einerseits, und ihrem Zusammenwirken andererseits, werden ständig neu generierte Realitätsräume/-ebenen geschaffen.
Was schlummert da unter der Oberfläche unseres Bewusstseins und belauert uns?
PFAFT (Kollektiv) wurde Ende 2013 im Rahmen des Theaterwissenschaftstudiums an der Universität Leipzig von Maxie Pfannkuchen und Sarah Heinzel gegründet. Seitdem in unterschiedlichen Konstellationen im Bereich Schauspiel, Regie, Dramaturgie, Sound- und Videokunst, Tanz, Bildende Kunst/Malerei und Installation tätig.
Beteiligte: Maxie Pfannkuchen – Konzept, Regie, Performance
Sarah Heinzel – Konzept, Regie, Performance
Elias Capelle – Performance
Kyle Mc Donald – Bühnenbild, Videoprojektionen
Hannes Birkholz – Sound
Theresa Zwerschke – Schnitt
Foto: Thomas Puschmann
Das Stück ist eine performative Auseinandersetzung mit dem Thema Glauben und dem menschlichen Dasein. In der Peterskirche Leipzig wird ein Darsteller, ein Chor und ein Tanzensemble ein lebendiges Triptychon entstehen lassen.
TRIPTYCHON will dem Menschsein auf den Grund gehen. Es soll erkundet werden, was die Welt zusammenhält, welche ikonographischen, literarischen und philosophischen Auseinandersetzungen der Mensch mit dem Unbeschreibbaren führt und warum er daran immer wieder scheitert.
In TRIPTYCHON treffen Sprache und Schweigen, Licht und Dunkelheit, Tanz, Musik, Humor und Ernsthaftigkeit aufeinander und nehmen die Form eines belebten Triptychons an, welches in der Peterskirche präsentiert wird.
Schauspiel: Armin Zarbock
Regie: Christian Hanisch
Choreographie: Jana Ressel
Technische Leitung: Rene Heinrich
Bühne/Licht/Video: hasierei
Kostüme: Elisa Jentsch
Produktionsleitung: Susann Schreiber
Foto: Maximilian Teucher
Ich werde jetzt tanzen und möchte es möglichst real wirken lassen
Vor dir ein Mann, er ist nicht alt. Weniger noch ist er jung.
Sicherlich ist er müde.
Er vertritt sein raues, scharfkantiges Weltbild, während er, seine Sicht auf das Leben skizzierend, in seinem Stuhl fast zerplatzt.
Nach seinem Dafürhalten kreist der Mensch zwischen Abgrund und Aussichtsturm verloren vor sich hin – doch was geschieht, wenn ihm jemand entgegentritt?
Eine körperliche wie gedankliche Sinnsuche in vier Akten und drei Zwischenspielen.
Autor: Alejandro Vallejo
Schaupieler: Mario Rothe-Frese, Lea Farinah sowie Marie Hoppenheit, Nele Peter, Charlot Richter, Clara Hippchen in wechselnder Besetzung
Musik: Ingeborg Freytag
Regie: Frank Schletter/Alejandro Vallejo
Technik: Eddy Fuge
Foto: Frank Schletter
Ein aus dem grandiosen, wuchtigen dostojewskijschen Text heraus entwickeltes Theater, das mit verschiedenen Ebenen spielt: einerseits wird die phantastisch-historische Handlung der Begegnung des Großinquisitors mit dem auf die Erde (zurück-) gekehrten Jesus gespielt, andererseits werden auf einer performativen Ebene zeitgenössische Aspekte zu den großen Themen Freiheit, Politik und Transzendenz beleuchtet.
Wir durchdringen den dostojewskijschen Text auf allen Ebenen gedanklich, emotional und philosophisch, auch die im Text enthaltenen Unterbrechungen durch den Erzähler Iwan Karamasov und den Zuhörer, seinen Bruder Aljoscha. Wir vertrauen in erster Linie der Kraft des Textes und entwickeln davon ausgehend aus Improvisationen des Ensembles weitere, persönliche Ebenen zu den Themen des Stücks.
Ästhetisch bewegen sich die Spielerin und der Spieler während der Aufführung mit komödiantischer Leichtigkeit und Tiefe zwischen Schauspielszene, Monolog und einer Art von Tanz, der emotionale Zustände in einem abstrakten Bewegungstheater nach außen bringt.
Durch eine offene, an Shakespeare geschulte Spielweise stehen die Spielerin und der Spieler in engem Kontakt mit dem Publikum. Sie rechtfertigen sich, stellen Fragen, versuchen, für sich zu „punkten“.
TheaterschaffT wurde 1992 von Leipziger Schauspielstudentinnen und -studenten gegründet und hat bis heute über 20 Projekte produziert. Als offenes Ensemble mit Stefan Ebeling im Zentrum verabreden sich kontinuierlich wiederkehrend Künstlerinnen und Künstler zur Zusammenarbeit. Sie entwickeln ihre Ästhetik, Dramaturgie und Arbeitsweise weiter. Stückentwicklung und Improvisation sind die beiden Stichworte, die die Arbeit von TheaterschaffT beschreiben.
Karoline Günst, Horst Warning – Schauspiel
Stefan Ebeling – Regie
Rebecca Löffler – Kostüm
Sebastian Göschel – Dramaturgie
Josepha Vogel – Produktionsleitung
Foto: Armin Zarbock
Rollator und Julia – Ein später Shakespeare
Sommertheater des Theatervereins INSELbühne in der Moritzbastei Leipzig.
Stückentwicklung mit Schauspielern im Seniorenalter. In einem Altenheim entschließt sich eine Gruppe von Rentnern Shakespeares „Romeo und Julia“ zu spielen. Eine Sozialkomödie die sich den Fragen des Alterns, der Würde des Lebens und der Kraft des Theaters widmet.
Spieler: Barbara Trommer, Friedhelm Eberle, Matthias Hummitzsch, Armin Zarbock, Simone Cohn-Vossen, Elena Weiß, Michael Hinze
Musikalische Leitung: Michael Hinze
Bühne: SK Sachensucher
Kostüme: Norbert Ballhaus
Dramaturgie: Karsten Kriesel
Regie: Volker Insel
Foto: Jens Hoppe
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